3 – Potentiale und Maßnahmen bei der Stromerzeugung

In diesem Abschnitt schauen wir uns die aktuelle Situation der Stromversorgung in Oberstdorf an sowie die Potentiale, die sich aus heutiger Sicht für die weitere Entwicklung ergeben.

Analyse der Stromversorgung in Oberstdorf

Die Daten zur Stromversorgung in Oberstdorf kann man entweder dem Masterplan Teil 2 auf Seite 104 entnehmen oder den Daten der Energieversorgung Oberstdorf (EVO). Hier zeigt sich, dass die Werte sich über die letzten Jahre kaum geändert haben was die Höhe des Stromverbrauchs anbelangt (ca. 60 000 MWh/a).

Einerseits können hier die Sektoren Geschäftskunden sowie Privat- und Gewerbekunden abgelesen werden (der Rest ist Eigenverbrauch der EVO). Andererseits zeigt sich, dass mit 46 % bereits knapp die Hälfte des Stroms erneuerbar erzeugt wird (überwiegend Wasserkraft und etwas Photovoltaik). Ein weiterer Teil wird über Kraftwärmekoppelung erzeugt, wobei hier Erdgas eingesetzt wird (also nicht erneuerbar). Bei Kraftwärmekoppelung wird über einen Motor einerseits Strom und andererseits Wärme zu Heizzwecken erzeugt. Der Rest des Stroms wird über Fremdbezug gedeckt.

Berücksichtigt man, dass der Fremdbezugsstrom ebenfalls bereits zu gut 40 % aus erneuerbaren Quellen erzeugt wird, so ergibt sich näherungsweise ein Gesamtanteil von 68 % an erneuerbarer Energie im Strombereich für Oberstdorf.

Da die Daten der Grafik von 2019 stammen, ist zu beachten, dass die Erneuerung des Trettachkraftwerks hin zum Illerkraftwerk noch nicht enthalten ist. Damit wäre der Anteil des erneuerbaren Stroms statt 46 % schon über 50 % gestiegen. Im Strombereich sind wir also auf einem guten Weg.

Entwicklung und Potentiale der Stromversorgung Oberstdorf

Um die zukünftige Entwicklung der Stromversorgung in Oberstdorf abschätzen zu können, ist es notwendig dafür eine Prognose zu erstellen. Anschließend ist dann zu klären, wie der Strombedarf über erneuerbare Energie gedeckt werden kann.

Dazu gibt es eine Grafik im Masterplan Teil 2 auf Seite 106.

Hier wurde zuerst abgeschätzt, wie sich der Strombedarf bis 2050 in etwa entwickeln wird. Für das Oberallgäu wird angenommen, dass sich der Strombedarf trotz Stromsparanstrengungen nochmal deutlich erhöht (um ca. 70 %). Das passt mit dem Ergebnis vieler anderer bundesweiter Studien zusammen, die alle davon ausgehen, dass in Zukunft die Energieversorgung überwiegend auf Strom basieren wird. Als gut begründetes Beispiel sei hier die Studie „Klimaneutrales Deutschland 2045“ der Agora Energiewende genannt.

Nun ist die Frage, ob die Versorung mit rein erneuerbaren Energien möglich ist. Die Abschätzung im Masterplan ergibt, dass vor allem bei der Photovoltaik noch ein gewaltiges Potential verfügbar ist. Das Thema Windenergie spielt hier im südlichen Oberallgäu keine Rolle. Wie zu sehen ist, ist das Wasserkraftpotential schon weitgehend ausgeschöpft. Nur einen kleinen Anteil kann die Biomasse über Vergärung landwirtschaftlicher Gülle beisteuern. Somit ergibt sich ein Gesamtpotential, das deutlich mehr als den heutigen Stromverbrauch decken kann, aber rund 20 000 MWh/a fehlen noch. Diese müssen aus heutiger Sicht über Fremdbezug gedeckt werden.

Was ist also zu tun? Absehbar sind folgende Möglichkeiten:

  • Im Bereich Wasserkraft könnte überlegt werden, welche Kraftwerke noch modernisiert werden könnten. So hat sich gezeigt, dass durch den Umbau des Trettachkraftwerks in das Illerkraftwerk die Erzeugungskapazität um ca. den Faktor 3,5 verbessert werden konnte. Leider sind die meisten Kraftwerke in Oberstdorf schon erneuert worden, d.h. als einziges steht das die Erneuerung des Trettach 1 Kraftwerks an. Was dies an Potential bringen wird, ist uns nicht bekannt, wird aber nicht sehr wesentlich sein. Ein Neubau von Wasserkraftwerken ist wenig aussichtsreich, da sich schon beim Buchrainer Wasserkraftwerk gezeigt hat, dass hier größere Widerstände aus der Bevölkerung wegen der notwendigen Eingriffe in die Natur zu erwarten sind.
  • Das absolut größte Potential ergibt sich im Bereich der Photovoltaik. Um das Potential auszuschöpfen müssen vorrangig alle verfügbaren Dachflächen genutzt werden. Vermutlich müssen aber auch Anlagen auf Freiflächen vorgesehen werden. Dieses Thema werden wir später noch genauer anschauen.
  • Die Kraftwärmekoppelung muss primär von Erdgas auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden. Hier kommt im Wesentlichen nur Wasserstoff in Frage wobei hier noch grundlegende Fragen geklärt werden müssen. Denkbar ist auch ein Ausbau des vorhandenen Nahwärmenetzes.
  • In jedem Fall muss auch der Fremdbezug vollständig auf erneuerbar umgestellt werden. Da dies zum überwiegenden Teil die Versorgung von Privathaushalten, Gewerbe- und Geschäftskunden betrifft, ist hier eine entsprechende Werbekampagne seitens der Gemeinde aufzusetzen. Nicht zuletzt wäre das ein touristisches Werbeargument im Rahmen eines vorbildlichen Touristenortes.

Weitere Möglichkeiten wie etwa die Erzeugung von Strom über Biomassevergärung müssen im Detail noch näher untersucht werden.

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