Archiv der Kategorie: Themen

Alpen in Gefahr

Klimakrise in den Bergen

Schmelzende Gletscher, auftauender Permafrost, mehr Starkwetterereignisse. Das kennen wir als bereits eintretende Folgen der Klimaerwärmung in den Alpen. In Oberstdorf können wir sagen, dass uns das nicht so sehr betrifft – wir haben nur die Schwarze Milz als Minigletscher, wir haben keine Permafrostböden, die auftauen können, Schnee für den Wintertourismus gibt es noch und Extremwetter hat es hier schon immer gegeben. .

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2. Symposium – 100% klimaneutrales OBERSTDORF

Die Zukunft braucht authentisch nachhaltigen Tourismus

Mit unserem zweiten Symposium haben wir von Oberstdorf-for-Future (OfF) ganz offenbar den Nerv der Marktgemeinde getroffen. Das Thema „Tourismus zusammen neu und nachhaltig gestalten“ brachte Hoteliers, Gastronomen, politische Entscheider, engagierte Bürger und interessierte Touristen miteinander in einen intensiven Austausch. Wichtige Impulse dafür lieferten drei kompetente Referenten, die das Thema ebenso grundsätzlich wie praxisnah beleuchteten.

Dr. Cathrin Schiemenz vom Bayerischen Zentrum für Tourismus e.V. präsentierte ein vielfältiges Zahlenwerk aus repräsentativen Befragungen. Und auch, wenn sie „nicht in die Glaskugel schauen kann“, kristallisierte sich klar heraus, dass Nachhaltigkeit für ein Drittel reisefreudiger Menschen schon heute ein entscheidender Faktor bei der Auswahl ihrer Urlaubsziele ist. 60 Prozent betonen, in Zukunft mehr über nachhaltiges Reisen nachdenken zu wollen. Allerdings fühlen sich rund 40 Prozent etwas hilflos in der Gewichtung von Nachhaltigkeit. Hier liege Potential, das durch klarere Definition und Kommunikation erreicht werden könne. Die Sozialwissenschaftlerin Schiemenz betonte zudem, dass nachhaltiger Tourismus nicht nur für Gäste und Umwelt bedeutend sei, sondern klar die Lebensqualität der Einheimischen steigere. Zur Definition von Nachhaltigkeit führt ihr Institut derzeit eine Befragung durch, um die Werte und Handlungen, die damit verbunden werden, transparenter zu machen.

Der Oberstdorfer Gastronom Ludger Fetz plauderte nicht nur aus der Küche, sondern führte die im Wittelsbacher Hof und online Zuhörenden in seine Welt zwischen Kulinarik und Nachdenklichkeit. „Das ist ein Prozess, den ich seit zehn Jahre lebe und der immer weiter geht“, betonte der umtriebige Sterne-Koch. Von eingeflogenen Erdbeeren aus Malaga aus seiner ungestümen Gründerzeit hat er sich ebenso verabschiedet wie von Pfeffer, Zimt und anderen exotischen Zutaten. Er positioniert sich „radikal regional“ und findet bei der Lektüre historischer Kochbücher Inspirationen für sein Nachhaltigkeitskonzept, das auf persönliche Beziehungen zu den Erzeugern vor Ort und kurzen Lieferwegen samt Plastik-Vermeidung basiert. Die passenden Mitarbeiter zu finden, beschrieb Fetz als größte Herausforderung. „Wer kann heute noch das ganze Tier, die ganze Pflanze handwerklich gekonnt verarbeiten und mit dem, was wir vor der Haustür an Kräutern haben, veredeln?“ Selbstkritisch sieht er sich und seine Kollegen in der Verantwortung, den Gast durch aufgeblähte Speisekarten mit reichlich Exotik verzogen zu haben. Seinen Weg, ehrliche Lebensmittel aus der Region auf höchstem und authentischem Geschmacksniveau zu bieten, betrachtet er als liebevolle Aufgabe: „Lebensmittel und Mensch, das ist das Wichtigste, was wir haben. Ohne Lebensmittel kein Mensch, ohne Mensch kein Lebensmittel. Dafür brauchen wir nicht zuletzt den ehrlichen Preis.“

Andreas Eggensberger gehört zu den Pionieren der Biohotels. Mit seinem Biohotel Eggensberger in Hopfen am See ist er seit 2009 Klima-neutral aufgestellt und seit 2019 sogar Klima-positiv. Pro Gast kommt er auf weniger als 5 kg/Co2 pro Gast, die er mit dem Dreifachen in Sozialprojekten der CO2-Ausgleichsmöglichkeiten kompensiert. Die Eggensberger Energiewende, die der Pionier 2014 einläutete, kann 1000 Quadratmeter Photovoltaik, Solar-Batteriespeicher, Biogas- und E-Fahrzeuge, Ladestationen, 100 Prozent bei Ökostrom, Bio-Lebensmitteln, Naturkosmetik, umweltfreundlichen Reinigungsmittel und nachhaltigen Baumaterialien bilanzieren. Für den Weg zum Klima-positiven Hotel empfiehlt er seinen Kollegen, zunächst eine schonungslose CO2-Bilanz erstellen zu lassen und daraus die notwendigen Umstellungsmaßnahmen abzuleiten. Eggensberger sieht sich immer weiter im Prozess, da zu verändern, wo es möglich ist. Krisen wie jetzt der Krieg samt Energiefolgen, die Pandemie und natürlich der menschengemachte Klimawandel seien dabei durchaus als hilfreiche Treiber zu sehen. Gemeinsam, nicht zuletzt durch viele Gespräche mit Gästen, könnten neue Lösungen entdeckt werden. So kauft der Hotelier aus dem Allgäu jetzt Strom von Landwirten im Direkthandel und organisiert Fahrten, um das Pflanzenkohle-Projekt auf dem Bergbauernhof der Familie Besler in Oberstdorf bekannter zu machen.

In der Diskussion kristallisierte sich heraus, dass der Anspruch von Oberstdorf-for-Future einer 100 Prozent klimaneutralen Gemeinde nicht nur unter Wettbewerbs-Aspekten geteilt, sondern als der buchstäblich notwendige Weg zu einer lebenswerten Zukunft verstanden wird. „Der Gast ist da vielleicht schon weiter als wir“, hieß es, obwohl Bürgermeister King und Tourismus-Direktor Jost auf Studien und Analysen für Energieeinsparungen und Qualitäts-Tourismus verweisen konnten.

Moderator Frank Lohmann von OfF betonte, welche ökonomische Bedeutung der Tourismus für die Oberstdorfer hat. 95 Prozent der Wertschöpfung im Ort stamme aus dem Tourismus und es gelte deshalb, den Handlungsdruck bei Verkehr, Flächenverbrauch, Bodenpreisen und Wohnungsmangel gemeinsam kreativ zu verwandeln. „Dann werden wir attraktiv und erfolgreich sein“, motivierte er alle Beteiligten. Das Ziel der Klima-Gruppe, mit dem Symposium nicht nur zu informieren, sondern vor allem Mut zu machen für entscheidende Weichenstellungen in Richtung eines ökologisch, ökonomisch und sozial zukunftsfähigen Tourismus, sehen nicht nur die Organisatoren als voll und ganz erreicht. „Über die positiven, individuellen Beispiele hinaus setzt OfF darauf, dass nun alle Beteiligten entschlossen an einer gemeinsamen Positionierung der Marktgemeinde als klimafreundliches, nachhaltiges Tourismus-Ziel arbeiten. Dafür muss ein Wertebewusstsein entwickelt werden“, betonte Joachim Weiler für die engagierte Gruppe.

Alle Fotos: Simon Wiesinger

Details zum Thema „100 % klimaneutrales Oberstdorf“

Bei unserem Symposium zum Thema „100 % klimaneutrales Oberstdorf“ haben wir in Form von Vorträgen ausführlich dargestellt, wie die aktuelle Situation in Oberstdorf beim Klimaschutz aussieht und welche Maßnahmen nötig sind um hier voranzukommen.

In diesem Zusammenhang haben wir begonnen, einzelne Aspekte, die im Vortrag „Wirksamer Klimaschutz vor Ort“ schon behandelt wurden, ausführlicher mit mehr Detailinformationen darzustellen.

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4 – Potentiale und Maßnahmen bei der Wärmeerzeugung

Als nächsten wichtigen Sektor betrachten wir die Wärmeversorgung in Oberstdorf, also die Bereitstellung von Heizung und Warmwasser.

Analyse der Wärmeversorgung in Oberstdorf

Die Grafik aus dem Masterplan Teil 2 auf Seite 104 zeigt, dass wir derzeit knapp 200 000 MWh/a an Wärme benötigen. Der Stromverbrauch liegt bei 60 000 MWh/a, was bedeutet, dass der Wärmeverbrauch mehr als dreimal so hoch ist, d.h. das ist der Sektor auf den wir uns konzentrieren sollten.

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3 – Potentiale und Maßnahmen bei der Stromerzeugung

In diesem Abschnitt schauen wir uns die aktuelle Situation der Stromversorgung in Oberstdorf an sowie die Potentiale, die sich aus heutiger Sicht für die weitere Entwicklung ergeben.

Analyse der Stromversorgung in Oberstdorf

Die Daten zur Stromversorgung in Oberstdorf kann man entweder dem Masterplan Teil 2 auf Seite 104 entnehmen oder den Daten der Energieversorgung Oberstdorf (EVO). Hier zeigt sich, dass die Werte sich über die letzten Jahre kaum geändert haben was die Höhe des Stromverbrauchs anbelangt (ca. 60 000 MWh/a).

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100 % klimaneutrales Oberstdorf

Informieren, motivieren und Mut machen“, das war die Agenda des ersten Symposiums „100% klimaneutrales Oberstdorf“, das Oberstdorf for Future und der BUND Naturschutz am 11.10.21 im Rahmen der Bayerischen Klimaschutzwoche veranstalteten. Drei Experten aus der Region referierten zum Stand der Energie- und Verkehrswende und erörterten Perspektiven, wie sich ein Spitzen-Urlaubsort auf den Weg zur Klimaneutralität machen kann.

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Worüber keiner reden will – Abschied vom Gasnetz

(Bild von Anita starzycka auf Pixabay)

Bei der Frage nach der Methodik, wie in Deutschland Klimaneutralität erreicht werden soll, ist oft festzustellen, dass einzelne Technologien wie z.B. Wasserstoff oder neuerdings auch wieder Kernenergie als Allheilmittel gepriesen werden. Das sind aber keine wirklich brauchbaren Lösungsstrategien sondern allenfalls mehr oder weniger sinnvolle Teilaspekte.

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