Was hindert uns?

In einem denkwürdigen Beitrag des  Bayerischen Rundfunks (Bayern 2) wurde das Thema behandelt, dass wir trotz besserem Wissen über den Zustand unserer Welt viel zu wenig unternehmen um die Klimakatastrophe abzuwenden.

Im Podcast „Kampf gegen Klimawandel – Warum tut sich der Mensch so schwer?“  (Dauer 23 min) wird das Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet.  Zudem gibt es einige Hinweise wie man dem Problem begegnen könnte.

Ein Beitrag für alle, die schon immer wissen wollten, was uns hindert das einzig Sinnvolle zu tun.

Hier ein paar interessante Aspekte und Zitate aus dem Podcast:

Zu Beginn eine anschauliche Lagebeschreibung:

  • „Die Bedrohung ist am Horizont schon sichtbar, manchmal auch spürbar in kleinen Warnungen. Ein Wetterleuchten, das uns aufmerksam werden lassen könnte, eine Veränderung im Luftdruck, die wir als Hinweis deuten könnten, Vorsorge zu treffen, eine Windbö die uns warnen will: das drohende Unwetter heißt Klimawandel!“
  • „Doch was geschieht? Die Menscheit fährt mit Vollgas weiter in das Schlechtwettergebiet. Sollte eigentlich wissen von der Bedrohung auf die sie sich zubewegt, doch schaut nicht richtig hin.  Schämt sich ein bisschen wie ein ungezogenes Kind und ist doch seit der Steinzeit nicht erwachsen geworden.“ konstatiert staunend die Ökologin Gesa Lüdecke.

Zur Frage, ob wir zukunftsfähig sind:

  • Gesa Lüdecke weiter: „Also die Kognitionspsychologie beschäftigt sich auch schon sehr lange damit warum sich unsere Gehirne sich im Grunde genommen seit der Steinzeit mit Blick in die Zukunft nicht groß weiterentwickelt haben. Wir besitzen immer noch nicht die Fähigkeit weiter in die Zukunft schauen zu können, wir können uns keine großen Zahlen vorstellen, wir können uns nicht vorstellen, was heute in drei Jahren ist und das macht es für uns auch so wahnsinnig schwierig voraussschauend und sozusagen für zukünftige Generationen, die es noch nicht gibt, mitzudenken. Auch wenn wir’s uns immer selber vornehmen und eigentlich schon wissen, das ist das Richtige.“
  • Die historische Forschung findet bislang kein Beispiel für erfolgreiches kognitives Lernen gegenüber globalen Bedrohungen.“
  • Klaus Michael Mayer-Abich vor 25 Jahren: „Die Grundsituation in unserem etwas schwierigen Verhältnis zur überigen Welt kann man auch etwa in dem Dreisatz zusammenfassen: 1. So geht es nicht weiter, d.h. so soll es nicht, so darf es nicht weitergehen. 2. Was stattdessen geschehen müsste, ist im Wesentlichen bekannt. 3. Trotzdem geschieht es nicht.“
  • „In der Steinzeit hatte die Unfähigkeit in die Tiefen der Zukunft vorauszudenken noch wenig Konsequenzen. In der hochgradig komplexen Gegenwart aber besteht die Gefahr, dass sich eigentlich lösbare Einzelkrisen in eine nicht mehr beherrschbare Megakrise verdichten.“

Zur Ursachenforschung:

  • Joanna Macey: „Bei allen Gefahren vor denen wir stehen ist keine Gefahr so groß, wie die Verdrängung, denn dann passiert das alles unkontrolliert … die Forschung zeigt uns unmißverständlich, dass jedes System, das so handelt, und sich weigert, die Folgen des eigenen Handelns zu hinterfragen, letztlich selbstmörderisch ist.“
  • „Ein Mensch will spüren, dass sein Handeln wirkt. Fehlt die Erfahrung, verliert die gezielte Aktion ihren Sinn. Warum also etwas tun, wenn der Nutzen nicht spürbar ist? Hinzu kommt, dass Klimafolgen uns zwar intellektuell beschäftigen, die sinnliche Wahrnehmung aber nicht unser Wissen bestätigt. Die Auswirkungen sind zeitlich und geografisch zu weit weg um evoluitonär antrainierte Reaktionsmuster zu aktivieren. Die Bedrohung ist virtuell, nicht unmittelbar, Feedback kann auf die lange Bank geschoben werden.“
  • „Die Dissonanz zwischen Wissen und Fühlen zwingt die Psyche, sich die Realität so zurechtzubiegen, damit wir weiter funktionieren können also wird verdrängt, verleugnet, vergessen, verschoben.“

Hinweise zu Lösungen:

  • Die Gesellschaftswissenschaftler Sarah Kessler: „In diesem ganzen marktwirtschaftlichen Selbstverständnis tauchen die Kosten der Umwelt und auch Gesundheitskosten überhaupt nicht auf. Das ist ja offensichtlich, dass der Status Quo ins Verderben führt. Die Frage ist nur, was ist die wirklich lebbare und positive Alternative.“
  • Thomas Bruhn: „Im Anthropozän geht es eigentlich um die Suchbewegung der Menschheit eine neue Erzählung der eigenen Rolle im Kontext des Erdsystems zu verstehen und möglichst bewußt zu gestalten.“
  • „Dabei geht es um nicht weniger, als eine gänzlich neue Ethik für unser Handeln zu entwickeln. Mehr noch, um ein neues Menschen- und Weltbild.“
  • Michael von Brügg: „Was ist der Paradigmenwechsel? Es ist ein Übergang von einer individualistischen – die Dinge zertrennenden Lebensweise – zu einer kommunitären – die Dinge verbindenden Lebensweise.“
  • „Deshalb muss in der Wandelzeit, in der sich die Menschheit in Zeiten der Krise befindet, der Umgang mit der Herausforderung des Klimawandels anders werden, sagen die Umweltpsychologen. Sie empfehlen bei den Apellen zu klimafreundlichem Verhalten vielmehr das Herz und die Gefühle anzusprechen als nur den überforderten Verstand.“
  • Jochen von Wahlert: „Ich glaube, dass die Chancen gar nicht so schlecht stehen … wenn wir das Potential heben, dass wir eine unglaubliche Kraft haben, die Welt zu bewahren und uns weiterzuentwickeln.“

Das Fazit des Beitrags:

  • „Die Klimakrise ist eine Bedrohung und zugleich eine Chance, die Sicht auf die Welt zu überprüfen und mit einem neuen Verständnis Lösungen zu finden.“

Das sind vermutlich genug Beispiele, die zeigen, dass der Beitrag mehr als hörenswert ist.

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