Mehr Bürgerbeteiligung beim Mobilitätskonzept

Wir haben uns beim letzten monatlichen Treffen intensiv mit dem kürzlich im Oberstdorfer Marktgemeinderat öffentlich präsentierten Verkehrskonzept für die Gemeinde auseinandergesetzt und dazu eine Pressemitteilung veröffentlicht. Angesichts der enormen Kosten von 160 000 Euro finden wir das Ergebnis des Konzepts unzureichend, nicht zuletzt weil ein entscheidender Impuls fehlt, um den belastenden Verkehr in Oberstdorf ganz konkret und zeitnah drastisch zu reduzieren.

Einer der Gründe für das überschaubare Ergebnis dürfte in der mangelhaften Bürgerbeteiligung liegen. Im Januar 2021 war im Rahmen eines Bürgerworkshops versprochen worden, dass das zeitnah ausgearbeitete Konzept anschließend mit den Bürgern erneut besprochen wird. Da dies nicht geschehen ist, wünschen wir uns die rasche Wiederaufnahme einer echten Bürgerbeteiligung. Die in der Zivilgesellschaft vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und zielgerichtet zu bündeln, hilft nicht nur Geld sparen. Wer in der Region lebt und arbeitet, hat Insiderwissen, das keine Agentur mitbringen kann. Deshalb ist es inakzeptabel, die Bürgerinnen und Bürger erst einzubeziehen, wenn die politischen Weichenstellungen bereits getroffen wurden. Eine offene Diskussion und Beteiligung aller an den Entscheidungen steigert die Akzeptanz für die zu ergreifenden Maßnahmen und beschleunigt den Prozess.

Inhaltlich macht das Konzept im Bereich Fußgängerverkehr und Radverkehr keine erkennbaren Vorschläge. Wir begrüßen die angedachte Sperrung des Bahnhofsvorplatzes sowie den Bau eines Parkhauses am Geigerkreisel mit anschließendem Zubringerverkehr. Allerdings machen die Realisierungsvarianten über U-Bahn und Seilbahn wenig Sinn, da damit hauptsächlich die Nebelhornbahn bedient wird. Wir sprechen uns deshalb für die Busvariante mit Elektrobussen aus. Insgesamt wirken die Vorschläge noch unausgereift und wenig plausibel begründet, zumal das Konzept lediglich als Folienvortrag vorliegt.

Für ein besser mit der Umgebung abgestimmtes inhaltliches Konzept wünschen wir uns zudem die Vernetzung mit den Nachbargemeinden inklusive Kleinwalsertal. Die Auto-Karawane beginnt ja nicht erst am Ortsschild der Marktgemeinde die Umwelt zu belasten, Menschen durch Abgase und Lärm zu beeinträchtigen und den bedrohlichen Klimawandel  voranzutreiben.

Außerdem mahnen wir, nicht weiter wertvolle Zeit verstreichen zu lassen, bevor das notwendige Umsteuern in der Verkehrspolitik startet. Beispielsweise könnte das von Bürgern im Workshop eingebrachte Radwegekonzept zur Entzerrung von Fußgänger- und Radfahrerverkehr im Kernort sofort umgesetzt werden. So könnte die Entschlossenheit des Gemeinderates bewiesen und die CO2-Reduktion konkret begonnen werden.

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