Kühe auf der Weide sind keine Klima-Killer

Während sich Wandernde am idyllischen Bild weidender Rinder rund um Oberstdorf erfreuen und den Viehscheid feiern, forschen weltweit Wissenschaftler an der „klimaneutralen Kuh“.

In Technik sehen Agrarspezialisten und Fleischindustrie die Lösung. Maschinen messen bereits vor den Nasenlöchern der Tiere, wieviel Kohlendioxid und Methan sie ausstoßen, damit die mit weniger Gasen für die Zucht selektiert werden können. Diese beiden Gase aus der Verdauung der Wiederkäuer sind unbestreitbar Treiber der Klimakatastrophe, wissen auch die Aktiven von Oberstdorf-for-Future (OfF). Sie sehen jedoch die Lösung eher in einer artgerechten Tierhaltung als in immer mehr Technik.

Die FAO als Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN hat errechnen lassen, dass immerhin 12 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen aus der Tierhaltung stammen und davon wiederum 62 Prozent von Kühen verursacht werden. Mit Hilfe der sogenannten Genschere Crispr soll den Tieren nun das Rülpsen ausgetrieben werden. Forscher manipulieren Mikroben und Enzyme in den Mägen der Rinder und nutzen sie als „Impfstoff“ für den Nachwuchs, der dann weniger Methan und CO2 rauslassen soll. Dahinter verbirgt sich ein lukratives Geschäftsmodell und eine Haltung, die Tiere zu Objekten degradiert, so dass es dagegen Widerstand gibt. Außerdem wird mit Futterzusätzen experimentiert oder Kühen eine Maske verpasst, die Methan neutralisieren soll.

Da Oberstdorf-for-Future Klimaschutz und Tierschutz, Diversität und Würde alles Lebendigen zusammen denkt, verweist die Klima-Gruppe auf den Aspekt einer vernünftigen Tierhaltung mit genau so vielen Tieren, wie die Flächen vertragen und der Betrieb eigenes Futter erzeugen kann. Darin sehen sie einen wichtigen Hebel, um die Emissionen zu senken. Bestätigung für diesen Ansatz, den kleinbäuerliche Familienbetrieb im Allgäu weitgehend umsetzen, bekommen sie vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und vom Thünen-Institut. Dort wurde nachgewiesen, dass Kühe, die auf die Weide gehen, dem Klima deutlich weniger schaden als im Stall mit Kraftfutter aus Übersee gepushte Artgenossen.

Dank der artgerechten Fütterung auf kräuterreichen Wiesen produzieren die großen Wiederkäuer ohnehin weniger Emissionen. Außerdem nehmen Weideflächen deutlich mehr Kohlenstoff auf als gemähtes Grünland. „Weil eine Weidekuh im Schnitt weniger Milch liefert als die Stall-Kollegin, müssen wir Konsument:innen unseren Verbrauch an Milch und Milchprodukten daran anpassen und bereit sein, die Preise dafür zu zahlen, die Landwirten mit Weidewirtschaft eine Zukunft sichert“, positionieren sich die Oberstdorfer Klimaschützerinnen und -Schützer.

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