Die kommunale Energiewende ist machbar – OfF Exkursion zur Bioenergie Kleinwalsertal

( Fotos: Joachim Weiler)

Es braucht nur eine gute Idee, einen großen Gemeinschaftsgeist und den Mut eines überzeugten Finanziers – dann können zukuftsweisende Energieprojekte wie das Fernwärme-Heizkraftwerk im Kleinwalsertal auch eine passende Realisierung finden. Seit nun bereits 15 Jahren wird ein Fernwärmenetz dort mit Hackgut aus der nahen Region betrieben. Wir von OfF haben uns das jetzt einmal angeschaut und uns ein eigenes Bild gemacht. 

Mit einem herzlichen Willkommen wurden wir am 5 Juli 2023 in der Schwarzwassertalstraße bei der Bioenergie Kleinwalsertal empfangen und tauchten gleich in die Entsehungsgeschichte des Wärmeprojektes ein. Bernhard Hatzer erzählte uns wie die Pioniere um Jörg Bantel bereits 2008  die Hürden von technischer Machbarkeit und finanzieller Umsetzbarkeit umschifften und dann 2011, zwar etwas verspätet, aber dann erfolgreich ans Netz gingen.

Bioenergie Kleinwalsertal Besuch Oberstdorf for Future
Bioenergie Kleinwalsertal Besuch Oberstdorf for Future

Seit nun über 10 Jahren werden die Gemeinden Riezlern und Hirschegg mit einem Fernwärmenetz aus diesem Heizkraftwerk versorgt. Die Wärmegewinnung erfolgt dabei mit 2 großen Hackschnitzelöfen, die mit Waldhackgut – der sogenannten Biomasse – gefeuert werden. Je nach Saison und Bedarf wird nur einer der beiden Öfen oder beide zusammen betrieben. Die Spitzenlasten, die bei uns im Winter auftreten, können dabei nicht vollständig aus der regenerativen Hackschnitzelwärme versorgt werden. Dafür gibt es eine relativ „kleine“ Erdöl-Heizung. Die Zuheizung mit diesem Brennstoff liegt allerdings bei jährlich gerade mal ca. 2%.

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Waldhackgut im Lagerbasin

Zum aktuellen Zeitpunkt im Juli 2023 sind ca. 250 Haushalte und Hotels an das Fernwärmenetz angeschlossen. Auch die Leitungen werden über die Bioenergie Kleinwalsertal durch das Tal verlegt. Da das Verlegen über öffentlichen Grund sehr teuer ist versuchen die Betreiber z. B. möglichst viele Wege auch über privaten Grund zu nutzen. Generell betonte Herr Hatzer dabei, dass die Bürger des Kleinwalsertals sehr aufgeschlossen und hilfsbereit gegenüber diesen Maßnahmen sind. Auch dadurch können viele Kosten minimiert werden.

Bioenergie Kleinwalsertal Besuch Oberstdorf for Future
Einblick in einen der Biomasseöfen

Die Bioenergie Kleinwalsertal ist als Genossenschaft gegründet worden. Ermöglicht wurde der Start dann vor allem durch die Finanzierung der Raiffeisen Holding aber auch mit Fördermitteln aus Österreich. Die einzelnen Abnehmer können sich mit Anteilen an dem Kraftwerk einkaufen und damit auch die eigene Wärmeversorgung CO2 neutral halten.

Bioenergie Kleinwalsertal Besuch Oberstdorf for Future
Einblick in einen der Hackgutöfen und die Wärmekreisläufe

Das regenerative Hackgut der Anlage stammt wie bereits erwähnt aus regionalen Wäldern des Kleinwalsertals und des Oberallgäus. Interessant bei dem Bericht war, dass auch Hackgut der Oberstdorfer Wälder hier im Kraftwerk landen und darüber langfristige Verträge gesichert sind. Ebenso spannend wie auch beunruhigend war die Tatsache, dass die Kosten pro Kubickmeter Hackgut in den letzten Jahren immens gestiegen sind. Wer heute in diese Wärmenutzung einsteigen will, der sollte möglichst auf eigene Ressourcen zurückgreifen können. Ein großer Vorteil einer solchen  Anlage ist es allerdings, dass sie den Mitgliedern eine hohe Versorgungssicherheit bietet und dass die Wertschöpfung vor Ort bleibt. Die Bioenergie im Kleinwalsertal konnte so zum Beispiel Preis für die genutzte Fernwärme 8 Jahre lang konstant halten. Nur im letzten Jahr mussten Sie eine leichte Erhöhung der Preise vornehmen.

Bioenergie Kleinwalsertal Besuch Oberstdorf for Future
Bioenergie Kleinwalsertal Besuch Oberstdorf for Future

Ein hoher Aufwand beim Betreiben einer solchen Anlage ist die Filterung der Abgase. Ohne hier auf Details einzugehen werden die Abgase bis auf einen Restwert nahe Null dabei gereinigt. Die Energie der Abgase wird dabei über eine Restwärmekompensation allerdings ebenso in die Wärmeversorgung rückgeführt und damit die Wertschöpfungskette maximal genutzt.

Im Ganzen betrachtet ist das Fernwämekraftwerkt Bioenergie Kleinwalsertal ein tolles Vorzeigeobjekt. Sollten wir in Oberstdorf mit einem solchen Wärmeversorgungskonzept liebäugeln müssen wir uns über grundlegende Themen wie der Verfügbarkeit des Brennstoffes genau so Gedanken machen wie über die Leitungsverlegung und auch der Finanzierungsmöglichkeiten. Die Walser haben uns ein gutes Beispiel geliefert aus dem wir viel Lernen können. Danke für die tolle Besichtigung.

Comments

Eine Antwort zu „Die kommunale Energiewende ist machbar – OfF Exkursion zur Bioenergie Kleinwalsertal“

  1. Avatar von Achim Wagner
    Achim Wagner

    Super Bericht. Umsetzbares Projekt in Oberstdorf? Wäre toll

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