Buchempfehlung: Autokorrektur

Das Buch #autokorrektur bietet einen neuen Blick auf die bisherige Mobilität in unserer Gesellschaft. Ist unser Auto wirklich nur Fortbewegungsmittel? Sind unsere urbanen und auch ländlichen Räume eigentlich mittlerweile um das Auto herum gestaltet und nicht mehr um den Menschen herum? Welche soziologischen Aspekte hängen direkt mit dem Autofahren zusammen?
Viele wichtige Fragen und vor allem auch Antworten undAnsätze wie wir für die Zukunft wirklich eine Autokorrektur erreichen können.

Katja Diehl hat lange Jahre für ein Mobilitätsunternehmen gearbeitet, wohnt in Hamburg und hat in vielen persönlichen
Interviews festgestellt, dass die eigentliche Motivation Autofahren oder auch nicht Auto zu fahren hinter den
offensichtlichen Argumentationen oft noch ganz andere Beweggründe hat. In hunderten von Interviews hat sie Ihren Interviewpartnern immer wieder die eine Frage gestellt: „Musst du oder willst du Auto fahren?“

Katja Diehl schreibt in einer offenen und motivierenden Art und beleuchtet an vielen Stellen auch das soziale Ungleichgewicht von Frau, allen Menschen dazwischen und Mann in Bezug auf Mobilität. Und dies ganz speziell und gut argumentiert, bzw anhand der vielen Aussagen der Interviewpartner belegt.  So stellt sie z.B. fest, dass das Grundbedürfnis Mobilität zu einem Grundrecht werden muss und zwar unabhängig vom eigenen Auto. Das Ziel muss sein dass alle Menschen gleichberechtigt am Leben sozial, ökonomisch, kulturell und politisch teilhaben können.

Wollen wir eine wirkliche #aurtokorrektur erreichen dann muss schlichtweg von Vorteil sein das eigene Auto stehen zu lassen oder sogar keins zu haben – und davon sind wir momentan an den meisten Orten der Erde meilenweit entfernt, obwohl es genügend Modelle und Lösungen bereits gibt.

Ganz im Gegenteil – so erzählt Katja Diehl eindrücklich von vielen Beispielen wo Menschen überhaupt nicht Autofahren möchten, wie z.B. die junge alleinerziehende Ärztin, die lieber nach einer langen Schicht im Krankenhaus entspannt mit der Bahn nach Hause fahren möchte. Aber das geht bei den Verbindungen so einfach in der praktischen Anwendung nicht. Und Ihr Beispiel ist nicht das einzige.

Ein weiterer Aspekt ist, dass das Auto zum „safe space“ geworden ist und damit eine Funktion bekleidet, die zuerst eigentlich gar nichts mit Mobilität zu tun hat. Lange schon ist bekannt das der ÖPNV ein Raum für Belästigungen ist egal ob für Frauen, Transgender oder sonstige Menschen die nicht direkt dem Normalbild entsprechen. Das Auto ist hier oft zu einem Schutzraum geworden – zumindest für die, die dich das leisten können.

#autokorrektur ist ein Buch, das ganz viele verschiedene Facetten unserer momentan so einseitig auf das Auto gemünzten
Gesellschaft erzählt und am Schluß ganz persönlich ein Gefühl vermittelt, dass Menschen, die gerne eine neue Autoalternative
wirklich wollen nicht alleine sind. So macht das Buch Mut unsere politischen und wirtschafltichen Entscheider auf der Basis handfester Argumente aufzufordern neue Wege einzuschlagen und unsere Räume zu EntAUTOrisieren.

Joachim Weiler, November 2022

Infos zum Buch:

Autokorrektur – Mobilität für eine lebenswerte Welt
Autor: Katja Diehl
S. Fischer Verlag – erschienen 2022 – 262 Seiten – 18,50 €
ISBN: 978-3-10-397142-2

Erhältlich ist es bei Bücher Edele oder Ossiander in Oberstdorf sowie im sozialen und CO2-freien Buchhandel Buch7.

Comments

Eine Antwort zu „Buchempfehlung: Autokorrektur“

  1. Avatar von Achim Wagner
    Achim Wagner

    Ein wichtiges Buch. Wichtig, weil es wichtig, ist, dass wir aufräumen damit, dass ein Leben ohne Auto in unserer Gesellschaft als etwas Exotisches angesehen wird. Wie schön, zu sehen, dass immer mehr junge Menschen zunehmend diesem Mythos Auto = unerlässlich = alternativlos entgegen treten.
    Andererseits schlimm zu sehen, dass der Run auf E-Autos, vor in Verknüpfung auf hochpreisige und nur bestimmten Zielgruppen zugängliche Modelle, dem gleichen Narrativ folgt. Das Auto weiterhin als Statussymbol, nur mit anderer Technik. Auch dafür braucht es eine Autokorrektur.

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