Nachhaltigkeit im Tourismus: Vorrang für Cradle2Cradle

Weniger Müll, weniger Ressourcenverschwendung, weniger Wegwerfkultur – diesem Weniger wollen viele Menschen gern folgen. Und nicht zuletzt im Urlaub soll der Anspruch an Nachhaltigkeit umgesetzt sein. Damit Oberstdorf seiner Vorbildfunktion für nachhaltigen Tourismus noch stärker gerecht wird, regen die Klimaschützer von „Oberstdorf-for-Future“ (OfF) dazu an, in Hotels, Gastronomie und Verwaltung verstärkt Cradle2Cradle (C2C)-Produkte und Dienstleistungen einzusetzen. C2C steht für eine Produktion, die von der Wiege in die Wiege führt, also alle verwendeten Rohstoffe weiter nutzbar macht. Das wäre ein bedeutender Schritt zur Gestaltung einer enkeltauglichen Zukunft, betont OfF.

Viele C2C Produkte sind bereits verfügbar und warten nur darauf, auch in Hotels und Ferienwohnungen von Oberstdorf genutzt zu werden: Möbel, Textilien, Reinigungsmittel und Büroartikel. Damit können verantwortungsbewusste Betriebe im Markt ökologische Verantwortung wahrnehmen und ihren Gästen ein konsequent umweltbewusstes Erlebnis bieten. Vorbild könne etwa ein Hotel in Bornholm sein, das bereits C2C zertifiziert ist und neben Solar-Energie auf Regenwasser-Nutzung, Kompostierung, Bio-Essen und recycelfähiges Baumaterial setzt, ähnlich wie das Biohotel Mattlihüs in Oberjoch. Interessant finden die Oberstdorfer Klima-Aktiven auch die C2C-Modellregion Nordost Niedersachsen oder die C2C-Gemeinde Straubenhardt. Erste Schritte ermöglichen kreislauffähige Textilien wie Handtücher und Bettlacken, Büromaterial mit Cradle2Cradle-Qualität oder bei Renovierungen und Neubauten C2C-zertifiziertes Parkett. Entscheidend für die Rohstoff-Minimierung ist zudem das wichtigste Prinzip, das Professor Dr. Michael Braungart von der Leuphana Universität in Lüneburg als Experte für Kreislaufwirtschaft benennt: Dinge mieten statt kaufen. Wenn die Hersteller eine Rücknahmepflicht haben, wächst ihr Interesse, langlebige Produkte zu schaffen, die wiederaufbereitbar sind.

Das Prinzip von Cradle2Cradle geht einen deutlichen Schritt weiter als die Idee des Re- oder Upcyclings und hat das Ziel, die begrenzten Rohstoffe der Erde in gleichbleibend hoher Qualität zu erhalten und wieder zu verwenden. Konsequent sollen deshalb Unternehmen ihre Produktion in biologische Kreisläufe integrieren und technologische Kreisläufe gestalten. Bei der Herstellung von Waren bedeutet das, ausschließlich regenerative Energie zu nutzen, die Qualität von Wasser und Boden mindestens zu erhalten oder noch zu verbessern sowie faire und menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu schaffen. Nur Materialien, die gesund für Mensch und Umwelt sind, sollen in diesen biologischen und technischen Kreisläufen zirkulieren. Nach dem Vorbild der Natur ist demnach jeglicher Abfall Nährstoff für etwas Neues. C2C will dafür Menschen und Organisationen zum Umdenken und Umgestalten anregen.

„Wir sind fest davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit kein Kompromiss ist, sondern eine Verpflichtung und vor allem ein wirksames Alleinstellungsmerkmal im Markt. Die Nutzung von Cradle2Cradle Produkten und -Dienstleistungen ist notwendig für eine zukunftsfähige Entwicklung“, betont Joachim Weiler von OfF. Die engagierte Gruppe kommt gern mit Unternehmern und Bürgern dazu ins Gespräch und setzt auf positive Resonanz für ihren Impuls zu Waren, die von der Wiege bis zur Wiege ressourcenschonend sind. Gestärkt fühlt sich OfF auch von der inzwischen verabschiedeten Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS). Erklärtes Ziel der Bundesregierung für die NKWS ist es, Maßnahmen des zirkulären Wirtschaftens und zur Ressourcenschonung aus allen relevanten Bereichen zusammenzuführen. „Wenn Oberstdorf im Bereich Tourismus hier eine Vorreiterrolle einnimmt, sammelt unsere Region Pluspunkte für nachhaltigen Tourismus, den immer mehr Menschen gezielt suchen“, betonen die Klimaschützer.

Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert